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25.09.09 Ende gut – alles gut? Eilbeschluss zur Sanierung des Stibiox-Grundstücks
Geschrieben von: Kristine Schmieding   

Mit etwas mehr als 1 Mio € fließen nun  immerhin 20% der niedersächsischen Mittel für Altlastensanierung in dieses Projekt. Etwa 560.000 € gibt die Stadt Braunschweig noch dazu, hofft allerdings gut 200 000 € später durch den Verkauf des Firmengrundstücks zurückzubekommen. Nach Insolvenz der Firma 2001 hätte die Stadt das Grundstück 2011 wohl sowieso übernehmen müssen.


Doch wie kam es dazu?

Seit 1933 verhüttete die zwischen den Stadtteilen Querum und Gliesmarode gelegene Firma Stibiox Antimonerze. Aus schwefelhaltigen Verbindungen wurde durch Rösten staubförmiges Antimontrioxid (Sb2O3) gewonnen – ein Stoff, der in seiner Giftwirkung durchaus vergleichbar ist mit den Verbindungen seines chemischen Nachbarn, dem Arsen. Darüber hinaus wird er in der MAK-Liste als krebserregender Arbeitsstoff eingestuft.
Bis in die 80er Jahre war in der Nachbarschaft davon nichts bekannt. Vor allem in der angrenzenden Siedlung „Am Pappelberg“ gab es jedoch immer wieder Beschwerden über Gestank, Staub und damit verbundene Atemwegserkrankungen. Das Gewerbeaufsichtsamt teilte daraufhin jeweils mit, dass regelmäßig kontrolliert werde und alle Grenzwerte eingehalten würden.
1985 schlossen sich entnervte Anwohner zu einer Bürgerinitiative zusammen. Vor allem durch eigene Boden- und Wasserproben, aber auch durch zahlreiche Veranstaltungen, Anfragen, Eingaben und Klagen kam allmählich Licht ins Dunkel. Unterstützung gab es auf der politischen Ebene von den Grünen und Mitgliedern der SPD.

Es traten gravierende Umweltschäden in drei Bereichen zu Tage:

 


1.) Die Schwefeldioxid-Emissionen überschritten die zulässigen Werte erheblich. Es musste schließlich zugegeben werden, dass sich das Gewerbeaufsichtsamt um den Faktor 1000 „vertan“ hatte: Durch einen Übertragungsfehler seien in den Messberichten versehentlich "mg" statt "g" angegeben worden.

2.) Auch die Staubbelastung war viel zu hoch. Statt wie vorgeschrieben durch den Schornstein (wo gemessen wurde), gelangte der Staub durch zahlreiche Gebäudeöffnungen nach außen und belastete die Atemluft ebenso wie Böden, Pflanzen und Gewässer. Es wurden
Einschränkungen beim Verzehr von Gartenfrüchten und Vorsichtsmaßnahmen bei der Gartenarbeit empfohlen.

3.) Große Mengen Antimon- und schwermetallhaltiger Schlacken waren jahrzehntelang auf dem Firmengrundstück und in der Umgebung „entsorgt“ worden. Entsprechend hohe Belastungen finden sich in Grundwasserproben. Die Auswirkungen sind besonders schwerwiegend, da sich das Firmengelände im Wasserschutzgebiet des Wasserwerkes Bienroder Weg befindet, das für die Notversorgung der Braunschweiger Bevölkerung zuständig ist.

Was geschah seitdem?

Auf Grund entsprechender Anordnungen wurde bis 1989 das Produktionsverfahren umgestellt, so dass Schwefeldioxid- und Staub-Emissionen stark reduziert wurden. Es fielen auch keine weiteren Schlacken mehr an. Die Verunreinigung der Böden durch die langjährige Staubbelastung ist allerdings nicht rückgängig zu machen und vermindert sich wahrscheinlich nur sehr langsam durch Auswaschungen.

Die Firma entzog sich weitgehend ihrer Verpflichtung zur Beseitigung der Schlacken und meldete 2001 Insolvenz an. Der nunmehr „mittellose“ Verursacher konnte nicht mehr belangt werden. Begreiflicherweise fand sich auch kein Käufer für das Grundstück, denn die Sanierungskosten übersteigen den Grundstückswert erheblich.
 
So blieben die Schlacken bis heute ungeschützt dort liegen, obwohl der Sanierung noch 2002 in dem Altlastenbericht der Stadt Braunschweig „1. Priorität“ bescheinigt wurde, da „ein hohes Gefährdungspotenzial … und sensible Schutzgüter (menschliche Gesundheit, Trinkwasserversorgung) betroffen sind“.

So haben einmal mehr Anwohner und Steuerzahler den Schaden. Dennoch ist diese viel zu späte Sanierung natürlich zu begrüßen – wobei zu hoffen bleibt, dass jetzt gründlich und umfassend vorgegangen wird.