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03.03.08 Pappeln in Riddagshausen: "Wir sind doch hier nicht in der DDR"
Geschrieben von: Ralf Beyer   

Das Vorhaben an sich war wie ürblich recht einfach gestrickt:  Investor Versprechungen machen, betroffene Grürnanlage mies machen, daraufhin Bäume fällen und bauen. Erst kam das ECE, dann das Schloss-Carrée und nun soll ausgerechnet am Naturschutzgebiet Riddagshausen ein Café mit „Sichtachse“ entstehen. Ein Fall fürr Dr. phil. Werner Rürgemer, der sich seit Jahren mit Klürngel und Korruption befasst?

Aus gutem Grund hatte man darauf verzichtet, den Ratsmitgliedern das Ausmaß der beabsichtigten Baumfällungen in Riddagshausen in allen Details bekannt zu geben. Sogar die selbsternannte „Bürrgerzeitung“ Braunschweiger Zeitung kommentierte: „Bei frürherer Kenntnis des Ausmaßes wäre auch frürher Protest losgebrochen ... Jetzt bleibt ein Makel ... Verantwortlich dafürr ist die Verwaltung ... Das Image der Verwaltung hat Schaden genommen.“ (BZ vom 28.2.2008).

Der Leiter dieser Verwaltung, OB Dr. Hoffmann, hatte daraufhin einen Stopp des Vorhabens verhängt. Der Stopp gäbe „den Politikern Gelegenheit ... unabhängig von der Verwaltungsmeinung eine eigene politische Entscheidung zu treffen.“ Das Fällen der Pappeln in Riddagshausen sollte demnach offenbar nicht fachlich, sondern politisch entschieden werden. Zitter-Pappeln (Populus tremula) bei der FDP und Schwarz-Pappeln (Populus nigra) bei der CDU?

Daraufhin bliesen die vermuteten Nutznießer des Vorhabens zum Gegenangriff und die Braunschweiger Zeitung titelte am 25.2.2008 „Borek greift Oberbürrgermeister an.“

Engagierte Bürrgerinnen und Bürrger brachten dann die Tatsachen ans Licht: 92 Bäume im Naherholungsgebiet Riddagshausen sollten fürr ein zweifelhaftes Vorhaben gefällt werden. Ratsmitglieder wollten danach an dem ehemals in Unkenntnis der Tatsachen gefassten Beschluss nicht länger festhalten. Die Verwaltung musste ihre Ursprungsplanung mit der Fällung aller Pappeln zurürckziehen, die CDU wurde politisch ürberstimmt und das Vorhaben verschwand glürcklicherweise in der Versenkung.

So weit so gut. Bezeichnend ist aber die Wertschätzung, die Vertreter der CDU den Bürrgerinnen und Bürrgern in dieser Angelegenheit angedeihen ließen:

  • Die amtliche Bekanntmachung der betreffenden Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses vom 22.2.2008 enthielt ausdrürcklich den Punkt „Einwohnerfragestunde“. Als dann der Grürne Ratsherr Herlitschke die zahlreichen Zuhörer der Ausschuss-Sitzung am 27.2.2008 zu Wort kommen lassen wollte, beschied ihn der Ausschussvorsitzende Manlik (CDU) mit den Worten: „Wir sind doch hier nicht in der DDR“.

    Manlik, ein pensionierter Polizist, war schon frürher als Experte fürr das zum Klimaschutz so dringend benötigte Grürn in Erscheinung getreten. Angesichts der durch die beabsichtigte Landebahnverlängerung bis zu 60.000 bedrohten und heute teilweise 225 Jahre alten Bäume des Querumer Holzes äußerte er in der Ratssitzung am 10.12.2002: „Der bei einer Start-/Landebahnverlängerung betroffene Wald ist eh nur Nutzwald, der alle paar Jahre abgeholzt und wieder aufgeforstet wird.“

  • Landtagsabgeordneter Brandes (CDU) "drohte": „Das wird ein Fall fürr den Bund der Steuerzahler." (BZ vom 29.2.2008). Hat sich denn je einer dieser Politiker um die Kritik des Bundes der Steuerzahler gekürmmert?

  • Ratsmitglied Sehrt (CDU) offensichtlich allwissend: „Dass man heute gegen die Empfehlungen der Fachverwaltung und des Gutachters stimmt und sehenden Auges eine Lösung beschließt, mit der alle mittel- und langfristig nicht zufrieden sein können, wird später niemand verstehen." Alle? All die Bürrgerinnen und Bürrger, die Vertreter von Die Linke, BIBS, Bürndnis90/Die Grürnen, SPD und FDP in den Gremien, die das Vorhaben der CDU glürcklicherweise zu Fall gebracht haben, erliegen offenbar einer diesbezürglich vermuteten Sehrt’schen Wahrnehmungsschwäche.

Ende der Geschichte? Keineswegs. Nachdem gerade mal fürnf der zum Fällen genehmigten Pappeln gefällt wurden und im Innern der Bäume Hohlräume sichtbar wurden, wird nun eine neue, aber wiederum durchsichtige Diskussion wegen einer vermuteten Verkehrsgefährdung durch die vor dem Fällen bewahrten Pappeln entfacht, die das Fällen aller Pappeln zum Ziel hat. Was Wirbelsturm Kyrill und Sturmtief Emma nicht geschafft haben, soll nun mit der Säge nachgeholt werden. Die ürblichen Zugversuche zur Prürfung der Standfestigkeit der Bäume kommen gar nicht erst in Betracht: man will ja sägen.

Was bleibt? Hoffnung auf weniger Ödnis im Rat der Stadt Braunschweig, wenn sich - wie geschehen - bestimmte Ratsmitglieder von einem monotonen Dasein als simple Mehrheitsbeschaffer verabschieden und statt dessen einfach mal die Stimmung in der Bürrgerschaft bei ihren Entscheidungen zutreffend einschätzen.